Kernaussage meiner Idee
Steyr benötigt ein Rebranding und einen klare kommunikative Hierarchisierung der Assets, mit denen die Stadt auftritt. Mein Vorschlag als Arbeitstitel lautet: „Steyr - the City of Innovation" als Claim.
Analyse des Ist-Zustands
Paris ist die „Stadt der Liebe“, Linz ist die „Stahlstadt“, Salzburg die „Mozartstadt“ Bad Ischl eine „Kaiserstadt“ und Steyr ist die „alte Eisenstadt“. Letzteres ist historisch korrekt, ob die damit verbundenen Bilder von Schmieden, Glut und Hämmern der Gegenwart oder der Zukunft Steyr gerecht wird, sei dahingestellt.
Steyr schmückt sich ab und an mit bewusst gewählten Claims, Slogans und USPs.
„Steyr - Ein starkes Stück Stadt“: Dieser Slogan – nicht nur ob der Alliteration ist es ein sehr guter Slogan - ist meines Wissens nach vor rund 30 Jahren entstanden, soviel ich weiß schlummert dieser Slogan etwas vergessen vor sich hin.
„Steyr am Nationalpark“ ist seit einigen Jahren ein Zusatz im Sinne der Tourismusförderung. Geographisch ist er gewagt, Steyr könnte ebensogut als „Steyr an der Donau“ zu vermarkten versucht werden. Nachdem der Nationalpark Gesäuse auch innerhalb einer Stunde zu erreichen ist, wäre sogar „Steyr an den Nationalparks“ ein vertretbarer Slogan.
„Die Christkindlstadt Steyr“ – ist naturgemäß ebenfalls ein tourismuswirtschaftlich relevanter Brand.
Für die „historische, mittelalterlische Stadt“ gibt es keinen eindeutigen Begriff – das historische Ambiente wird aber selbstverständlich kommuniziert.
Fazit des Ist-Zustands
Weder „Eisenstadt“, „ein starkes Stück Stadt“, „Christkindlstadt“ noch die Nähe zum Nationalpark oder das fast (konkurrenzlose) Ambiente der Altstadt sind eine Antwort auf die Anforderungen der Zukunft.
Steyr als „City of Innovation“ (Arbeitstitel!) würde das (neue) Selbstverständnis der Stadt präzisieren und auf den Punkt bringen Es obliegt den Verantwortlichen, das auch durchsetzen zu wollen. Natürlich bedeutet es eine Priorisierung von Forschung, Industrie, Technologie und (Hoch-)Schulstandort gegenüber den Interessen des Tourismus. Es deutet aber alles darauf hin, dass diese Priorisierung im Interesse der Stadt insgesamt liegt.
Die unbestreitbaren Assets (Naturnähe, historisches Ambiente und Christkindl) können und sollen natürlich auch unter einem neuen Brand – aber in einer klaren Hierarchisierung – klar und sinnvoll kommuniziert werden.
Kommunikations- und Markenexperten wissen: Die Fokussierung auf einen einzigen herausragenden Aspekt bei einem Produkt macht dieses ungleich stärker als eine möglichst „ausgewogene“ oder „gerechte“ Hervorhebung aller möglichen Produktvorteile.
To do
Erstellen einer „Communal Identity“ (analog zur „Corporate Identity“ eines Unternehmens”) mit Slogan, Claim, eventuell neuem (oder adaptiertem) Logo, einem klaren Kommunikationskonzept etc.
Kommentare
Gute Idee...meiner Meinung als Teil einer Gesamtstrategie
Ich bin auch der Meinung, dass das Image der "alten Eisenstadt" einen neuen Anstrich braucht. Ich bin auch der Meinung, dass eine "City of Innovation" der Region gut tun würde. Im Moment fühlt man sich (auch als Start-up-Gründer) als wäre man noch in der "alten Eisenstadt. Eine Neuausrichtung kann meiner Meinung nach nur funktionieren, wenn diese Neuausrichtung auch gelebt wird. Ein neues "Communal Design" sind schöne Grafiken und Wörter auf Papier. Ein "Communal Design" müsste Teil einer Strategie sein für eine "City of Innovation". Man muss sich auch die Frage stellen: Wie sieht Steyr als "City of Innovation" aus? Was sind die Ziele einer solchen Neuausrichtung und welche Schritte sind notwendig um dort hin zu kommen? Lediglich einen neuen Namen über bestehende Strukturen zu stülpen wäre sehr einfach und höchstwahrscheinlich verschwendete Ressourcen. Für eine "City of Innovation" geht mir als EPU und Digital Native einiges ab: eine aktive Gründerszene, moderne Arbeitsplätze und Rahmenbedingungen sowie Orientierung an veränderten Arbeitsbedingungen (CoWorking, MakerSpaces), Behördenwege und Bürokratie durch Digitalisierung vereinfachen, Verbindung von digitaler und analoger Welt im Handel und in den Unternehmen, etc.
Eine gute Idee, aber nur sinnvoll als Teil einer Gesamtstrategie.
War zuerst das Ein oder die Henne da ;-)
Natürlich kann man einer Stadt nicht einfach ein neues Wording mit Winschvorstellungen überstülpen...
Drei Anmerkungen dazu:
1. der Arbeitstitel Citiy of Innovation" ist nicht völlig aus der Luft gegriffen. Unternehmen wie PROFACTOR, SKF, Steyr Motors, Systema (und, und, und) leben durchaus Innovation. jedenfalls haben Sie mit "Innovation" mehr zu tun als mit den Hämmern, und Schmieden der "alten Eisenstadt".
2. Ich habe den Begriff "Communal Design" dezidiert als Analogie zur Corporate Identity gewählt und NICHT als Analogie nur zum Corporate Design. "Corporate Identity" umfasst weit mehr als das visuell einheitliche Erschenungsbild, Logos etc. aber auch mehr als das bloße Wording und Branding. In der "Identity" eines Unternehmens sind von Behaviour über Architecture und so weiter (je nach Marketing-Schule) auch Werthaltungen und nicht unmittelbar gestaltbare (wie halt Logos und Slogans) Inhalte drinnen.
Auf eine Stadt bezogen wäre das eben: Umgang mit Gründern, das Verhalten der Behörde, usw...der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Es darf und soll in so einem Fall an vielen Rädchen gedreht werden.
3. Trotz allem: Man darf die Macht des Brandings auch als kopfbetonter und analytisch denkender Mensch nicht unterschätzen. Branden muss natürlich auf der Realtität aufbauen (da wären wir wieder bei Punkt 1), aber es darf "übertreiben" und die Richtung vorgeben. Niemand würde einen BMW oder Audi kaufen, wenn es die Macht der Marke nicht gebe und alle Menschen emotionslos Autos kaufen würden ;-)
Summa sumarum: "The City of Innovation" als Auftrag für eine Rebrand macht Sinn für Steyr. Die Stadt als "Kulturmetropole" oder "Finanzplatz" zu branden versuchen, das würde natürlich schiefgehen.
ja.
seh ich auch so :-)
Ein paar recht gute Links zum Thema
Der City Brand Index bewertet und behandelt nur die richtig großen Metropolen der Welt. Dennoch sollte man den einen oder anderen Schluss auch für Steyr ziehen können.
Ein mMn sehr guter und kritischer Aufsatz ist "City Brandings. Stadtentwicklung und Gefühlsdemokratie". Hier wird unter anderem auf die Performance von Wien eingegangen. Eindringlich ist auch das Beispiel Eindhoven und die Abwanderung von Philipps nach Amsterdam. Der Satz trifft es ganz gut:
"Die »Headquarters« der transnationalen Konzerne, lehrt das Beispiel Eindhoven, ziehen nicht mehr wie in den fordistischen Zeiten die Arbeitskräfte nach sich, sondern sie selbst müssen den Wanderungen der qualifizierten Kader nachfolgen. Diese aber zieht es dorthin, wo Emotion, kreativer Konsum und eine »sanfte« Umwelt im Horizont flexibler Lebensläufe offeriert werden, oder besser: versprochen werden."
Das ist ein Wink mit dem Zaunpfahl an all jene, die glauben, dass eine gute Infrastruktur und Hard Facts alleine eine Standortgarantie bieten. (Die Hard Facts hatten in Eindhoven auch gestimmt).
Ein guter Aufsatz ist auch im Standard erschienen: "City Branding - Stadt als Marke".
Dieser Satz macht den Unterscheid vom "Duschgel" und einer Stadt deutlich:
"Bei Stadtmarken gäbe es nicht die einfache Beziehung zwischen Hersteller und Produkt, sondern extrem verflochtene Bezeigungen von Bürgern, Vereinen, Firmen, Institutionen, Behörden, Sport, Kultur. Und nachdem die Rezipienten der Stadtmarkte, also die Bürger, auch in ihr selbst sitzen, muss man schauen, dass man sie sowohl bei der Gestaltung einbezieht als auch danach, wenn man die Marke kommuniziert.....Das bedingt auch eine verhältnismäßig hohe Anzahl von Stakeholdern, die im Markenprozess eingebunden werden müssen."
Gute Idee
"Steyr - ein starkes Stück Stadt" gefällt mir sehr gut
„Steyr - Ein starkes Stück Stadt“: Dieser Slogan – nicht nur ob der Alliteration ist es ein sehr guter Slogan - ist meines Wissens nach vor rund 30 Jahren entstanden, soviel ich weiß schlummert dieser Slogan etwas vergessen vor sich hin. - See more at: http://www.steyr2030.at/steyr-2030/idee/rebrand-steyr-%E2%80%93-von-der-...„Steyr - Ein starkes Stück Stadt“: Dieser Slogan – nicht nur ob der Alliteration ist es ein sehr guter Slogan - ist meines Wissens nach vor rund 30 Jahren entstanden, soviel ich weiß schlummert dieser Slogan etwas vergessen vor sich hin. - See more at: http://www.steyr2030.at/steyr-2030/idee/rebrand-steyr-%E2%80%93-von-der-...
Innovation ist ohne Mut nicht möglich!
Ich kann mich noch so gut erinnern, als mal eine Gruppe Taiwanesen vor der Fachhochschule standen und in die Steyr blickten. Die konnten es einfach nicht fassen, dass ein Fluss mitten in der Stadt so sauber sein kann. Ich war durch den Job meines Mannes lange genug in diversen Städten in China (vom höchsten Norden bis Shanghai, aber nicht in Taiwan), ich weiß, wie in Asien Flüsse mitten in der Stadt aussehen können - auch in noch so kleinen Städten.
Wir müssen uns ganz und gar nicht verstecken. Wir haben Industrie in Steyr und trotzdem kommt die Umwelt nicht zu kurz. Und genau daran sollten wir arbeiten. Genau das ist unsere größte Stärke.
Um sich heute wirklich hervorzuheben, braucht es Vorreiter-Projekte, die der Umwelt einen großen Schub geben und weitum ein innovatives Beispiel geben - wie zB eine Spärenharmonie-Anlage von Madjid Abdellaziz, um ein Beispiel zu nennen. Zugegeben, das sind Projekte, zu denen man Mut braucht. Projekte, die sicher nicht nur auf Freunde stoßen werden. Projekte, die uU auch mal lächerlich gemacht werden. Aber Feiglinge gibt es ohnehin genügend, da sollte man sich ruhig mal mit Mut und Pioniergeist hervorheben. Gutes tun und darüber reden, that´s it!
Himmelsakkupunktur, Nein Danke
Danke für Ihren Kommentar, in der Tat muss sich Steyr nicht verstecken mit dem gross modo gelungen Nebeneinander von intakter Natur und Industrie. Das sollte auch in ein Industrierstadt-Branding Eingang finden.
Nichts anfangen kann ich mit esoterischem Vodoo - und das sit die von Ihnen vorgestellte "Sphärenharmonieanlage von Madjid Abdellaziz" (siehe Link) zur "Himmelsakkupunktur".
Innovation sehe ich in solch abstrusen Esoterik-Experimenten nicht.
Was Steyr groß gemacht hat, ist Arbeit. Damit Steyr seinen Platz behauptet, müssen wir hart daran arbeiten, dass (weltweit) zu vermarkten.
"Cloudbusting" wird keien Beitrag dazu leisten.
Himmelsakupunktur
Es hätte mich schon sehr gewundert, wenn dieser Vorschlag nicht auf Wiederstand gestoßen wäre :-). Ich kenne Hr. Abdellaziz nicht, ich weiß, dass er DI ist, und zwar wie ich annehme der Elektrotechnik oder ev der Bioinformatik ... was zwar ev. noch Nichts heißt ... er wird aber nicht gänzlich durch den Wind sein :-). (Und Tesla ist ja mittlerweile auch wesentlich anerkannter als er es noch in meiner Jugend war.) Ich urteile nicht über ihn, denn ICH habe nicht wie er Stücke der Wüste begrünt - nachweislich. Aber daran sollten wir uns ohnehin nicht reiben.
Ich will gar nicht sagen, dass Steyr eine seiner Anlagen braucht. Aber wissen Sie, ich habe schon so oft folgende Entwicklung erlebt: zuerst wird etwas massiv bekämpft, dann wird es lächerlich gemacht, und am Ende tun alle so, als hätten sie immer schon gewusst dass es sinnvoll ist und wir das brauchen. Und glauben Sie mir, viele Dinge, die ich als 20jährige belächelt oder für absout verrückt und unmöglich gehalten habe, sind heute mit 55+ für mich Alltag.
Ich bin daher mittlerweile für viele Verrücktheiten zumindest soweit offen, dass ich nicht sofort in Konfrontation gehe. Witzigerweise finde ICH keine Links, die mir das Ganze in einem derartigen esoterischen Licht erscheinen lassen. Es spielt aber keine Rolle, ich will ja nichts beweisen und Niemandem was einreden. Ich weiß Eines mittlerweile ganz genau: Es braucht Menschen wie Sie UND wie mich, damit Entwicklung überhaupt passieren kann.
Wenn wir nicht bereit sind, über den Tellerrand zu sehen, werden Veränderungen schwer möglich sein, denn wenn man tut, was man immer getan hat, bekommt man, was man immer gehabt hat. Wenn wir aber andererseits nie ein Ziel kontinuierlich verfolgen, nie an einem Wert festhalten, sondern ständig nach Neuem Ausschau halten und alle Impulse unreflektiert aufnehmen, können keine Wert wachsen, auf deren geschützter Basis Entwicklung viel leichter passieren kann als auf einem unruhigen Boden.
Mir ist sehr wohl bewusst, dass jeder Mensch nur nach seinen erträglichen Möglichkeiten nach Veränderung streben kann, sonst kann es nicht gelingen. Was wir nicht aus dem Herzen heraus wollen, gelingt nicht (so viel Esoterik sei mir erlaubt gg).
Arbeit hat Steyr groß gemacht .... Gut, aber gute Arbeit habe ich schon weltweit gefunden. Auch eine wunderschöne Altstadt und eine beeindruckende Geschichte kann ich an vielen anderen Ecken der Welt finden.
Was hat Steyr, was andere Städte nicht haben? - Da ist aus meiner Sicht u.A. ganz deutlich hervorzuheben, dass wir eine intaktere Umwelt haben, als so manche andere Stadt der Welt, die auch mit Arbeit groß geworden ist.
Steyrs gute Arbeit ist kein Unterscheidungsmerkmal und kein Herausstellungsmerkmal mehr. Eine intakte Umwelt trotz Industrie schon eher. Also sollten wir daran arbeiten, dass die Umwelt wirklich intakt bleibt, und diese Qualität noch viel weiter ausbauen (und dann groß und laut darüber reden). Vorzeigen kann ich nur, was die Anderen nicht haben - sonst bekomme ich niemanden vom Sofa hoch. Also gilt es nachzudenken und wertfrei ALLE mehr oder weniger verrückten Vorschläge zuerst mal auf den Tisch zu legen ...
NORMALE Ideen hat der Rest der Welt auch!
Aber, ich weiß ich muss Ihnen das nicht erklären, das ist schließlich Ihr beruflicher Alltag und Sie haben da mehr Erfahrung als ich.
Marke mit emotionalem Inhalt
So gesehen ist Steyr - ein starkes Stück Stadt derzeit mE noch die beste Version und müsste mit neuen Leben gefüllt werden. Eine Marke sollte ALLE Bereiche (Tourismus, Industrie, Kultur, Bildung) unter einen Hut zusammenfassen und dann auch einheitlich von allen Bereichen kommuniziert werden. Nur so wird es auf Sicht gelingen, ein Image aufzubauen. Wär eine schöne Aufgabe für unser StadtMARKETING!