Junge Stimmen, starke Frauen und Kunst in POP.UP.GALERIEN

Veröffentlichungsdatum09.09.2025Lesedauer5 MinutenKategorienTIC Steyr, Allgemein, ...

STEYR.ART.WEEK. 2025: 15. bis zum 20. September 2025

Von 15. bis 20. September 2025 dient die historische Altstadt Steyr wieder als Bühne für die STEYR.ART.WEEK., Leerstände werden zu künstlerischen Plattformen mit Glanz, Widerstand und Zwischenräumen.

Zahlreiche Kunstbegeisterte füllen die Enge Gasse in Steyr bei der STEYR.ART.WEEK.24

Kunst findet Stadtplatz von 15.-20. September 2025 in der STEYR.ART.WEEK. Foto: Christina Reichenpfader

In den letzten beiden Jahren hat die STEYR.ART.WEEK. bereits gezeigt, wie nachhaltig Kunst wirken kann: Künstler:innen haben sich in Steyr angesiedelt, aus Einzelkämpfer:innen ist eine unabhängige Szene gewachsen. Mit spannenden Projekten und Dialogen bereichert zum Beispiel die unabhängige STEYR.ART.SCENE die Stadt weit über die Dauer des Festivals hinaus. Auch die dritte Ausgabe dieses Kunstfestivals bildet mit Ausstellungen und Performances den Rahmen für das eigentliche Ziel: Begegnungen zu schaffen, die sonst kaum möglich wären.

Unter der kuratorischen Leitung von Barbara Steininger-Wetzlmair werden leerstehende Räume zu temporären Galerien – Orte des Übergangs, die sich ideal für künstlerische Experimente eignen. Aus über 50 Einreichungen wählte die Kuratorin neun Künstler:innen. Sie sind vorwiegend jung, weiblich und aufstrebend – sogenannte Emerging Artists, die größtenteils am Anfang ihrer Karriere stehen und bereit sind, sich auf unkonventionelle Räume einzulassen.
„Leerstände sind flexibel, unkonventionell und offen für Experimente. Diese Eigenschaften passen ideal zu jungen Künstler:innen, die voller Neugier und Bereitschaft sind, sich auf neue Situationen einzulassen“, sagt die neue Kuratorin. „Für die Künstler:innen bietet die STEYR.ART.WEEK. einen Übergang in die Professionalität. Die Leerstände werden zu ihren künstlerischen Experimentierplattformen, bieten ihnen eine Bühne und werden dadurch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und belebt“, erläutert Steininger-Wetzlmair ihren kuratorischen Ansatz.


Frauenpower beim Steyrer Kunstfestival

Die diesjährige STEYR.ART.WEEK. zeichnet sich zudem durch geballte Frauenpower aus, denn acht von neun POP.UP.GALERIEN werden von Künstlerinnen bespielt – ein starkes Signal für weibliche Perspektiven, Vielfalt und künstlerische Erneuerung.

Thematisch eröffnen sich spannende Korrespondenzen: Amelie Goetzl spielt mit glitzernden, dekorativen Oberflächen und subversiven Statements. Bearbeitete Wendepaillettenstoffe dienen ihr als visuelles Protestmittel – laut, schrill und unbequem und hinterfragen patriarchale Machtverhältnisse. „Das Düstere ist noch da, aber es glitzert“, sagt Schauspieler Wojo van Brouwer über ihre Werke. Im Gegensatz zu Goetzls schrillen Oberflächen stehen die leisen, poetischen Bilder von Anna Luise Schnur, die den Moment, das Flüchtige des Augenblicks untersuchen – Schatten, Wolken, vergängliche Zwischenräume. Mit ihrer Ausstellung in Steyr setzt die in Wien lebende Künstlerin ihre Auseinandersetzung mit Raum, Bild und Atmosphäre konsequent fort – und schafft zugleich eine sensible künstlerische Verbindung zum Ort.

Auch Nikolaus Suchentrunk rückt in seiner Malerei Veränderung, Spur und Abwesenheit in den Vordergrund. Suchentrunks Kunst verweigert eindeutige Lesbarkeit. Stattdessen entstehen Zwischenräume – für Wahrnehmung, Irritation und das, was sich der Form entzieht. Unter dem Titel We were never really here spielt seine malerisch-installative Arbeit mit der Geschichte des Ortes, nimmt Leerstand als offene Projektionsfläche und Raum für Möglichkeiten wahr - im Spannungsfeld von Material, Abwesenheit und Formauflösung.

Einen anderen Zugang zu Materialität bietet Ilona Eidinger, deren skulpturale Tapisserien die klassischen, textilen Techniken mit zeitgenössischen Ansätzen verbinden. Mit recycelten Stoffen entwickelt sie dreidimensionale Formen, die zwischen Textilkunst, Skulptur und Rauminstallation wechseln. Ihre Praxis öffnet einen vielschichtigen Zugang zu Textil und Nachhaltigkeit. Auch Monika Haider arbeitet textil – sie nutzt die archaische Technik des Filzens, um kraftvolle Bilder zu schaffen, die mit weiblich konnotierten Zuschreibungen brechen. Haider interessiert besonders die Planbarkeit im Spannungsfeld zur Unkontrollierbarkeit des Materials und bringt ihre Arbeit auf den Punkt: „Was verfilzt ist, bleibt verfilzt.“

Humorvoller, performativer und digitaler agiert Jacqueline K. Böhm, Mitbegründerin des Linzer Kunstkollektivs ArtDiscount24, und setzt sich dabei kritisch mit gesellschaftlichen Routinen, Schamgrenzen und inneren Blockaden auseinander. Für die STEYR.ART.WEEK. 2025 entwickelt Böhm die raumgreifende Installation „Fluchtraum“ und reflektiert den Wunsch nach Rückzug inmitten der Stadt und Intimität im digitalen Zeitalter. Hier verbindet sie gesellschaftliche Reflexion mit spielerischer Experimentierfreude.
Die malerischen Kompositionen und Collagen der Wiener Künstlerin Katharina Diezl aka Kater D. bewegen sich zwischen Figuration und Abstraktion. Ausgangspunkt und Inspirationsquelle für ihre neuen Bildwelten ist oft ihr persönliches Archiv: Skizzenbücher, Textilreste, Abfälle und Fundstücke des Alltags.

Auch Katrin Leutgeb aka Leuchtgelb setzt auf visuelle Überlagerungen: Ihre farbintensiven Tusche- und Acrylarbeiten erinnern an digitale Ästhetiken, sind aber vollständig analog gefertigt. Im Zentrum stehen allegorische Tierfiguren vor geometrischen, oft kaleidoskopartigen Hintergründen – verfremdete naturkundliche Illustrationen mit subversivem Witz.
Das Unsichtbare und die Atmosphären des Dazwischen stehen im Fokus von Rina Treml, realisiert in temporären Eingriffen im öffentlichen Raum, kollektiven Prozessen und performativen Arbeiten. Ihr Spektrum reich von genähten Textilfahnen und Haararbeiten über Wachsgüsse bis hin zu Landart-Installationen aus Holz, Steinen oder Samen. „Ich habe kein zentrales Werkzeug. Es passt sich je nach Inhalt, Idee und Raum an“, beschreibt sie ihren Ansatz, der auf das Atmosphärische und Prozesshafte zielt.


Kunstfestival mit Sogkraft

So unterschiedlich die künstlerischen Ansätze auch sind – sie alle teilen den Bezug zum Leerstand als Experimentierplattform, Übergang und Resonanzraum. Gemeinsam verwandeln sie die Steyrer Innenstadt in eine Bühne mit zahlreichen Ausstellungen, die Glanz und Widerstand, textile Transformationen und Atmosphären des Dazwischen präsentieren, teils mit subversivem Witz, teils mit detailliertem Blick und oft nicht eindeutig lesbar.

„Wir freuen uns über die Sogwirkung der STEYR.ART.WEEK. und dass die Steyrer Kunstszene in SIDE.EVENTS. unser Kunstfestival für sich als Plattform nutzt. Das streicht die Strahlkraft dieser Kunstwoche heraus“, ist sich das Organisationsteam bestehend aus Christina und Peter Reichenpfader (Stadthotel Styria), Franky Kühberger (kühberger & haas), Stefan Leibetseder (DAS LEOPOLD), Roland Prandstätter (STARTBOX) und Daniela Zeiner (Zukunftsregion Steyr / TIC Steyr) einig und ist überzeugt, dass auch die STEYR.ART.WEEK. 2025 spannend, facettenreich und vielversprechend werden wird.

Die STEYR.ART.WEEK. 2025 findet von 15. bis 20. September 2025 in der Steyrer Innenstadt statt. Öffnungszeiten: Mo–Fr 17–20 Uhr, Sa 9–12 Uhr.


Programmübersicht

Mo-Sa 15.-20. September 2025

Mo-Fr 17-20 Uhr I Sa 9-12 Uhr POP.UP.GALERIEN geöffnet


OPENINGS

Mo-Fr täglich um 18 Uhr mit anschließendem ART.WALK durch die anderen Galerien

Mo, 15. September: Amelie Goetzl, Kater D., Stadtplatz 20

Di, 16. September: Monika Haider, Leuchtgelb, Stadtplatz 29

Mi, 17. September: Anna Luise Schnur, Nikolaus Suchentrunk, Grünmarkt 14

Do, 18. September: Ilona Eidinger, Rina Treml, Stadtplatz 16

Fr, 19. September: Jacqueline K. Böhm, Enge Gasse 18

Sa, 20. September Finissage um 19 Uhr

Die STEYR.ART.WEEK.25 präsentiert eine Woche spannende Künstler:innen in freistehenden Geschäftsräumen in der Steyrer Innenstadt.


SIDE EVENTS

Mo-Sa 15.-20. September: Andreas Moritz, Enge Gasse 8 (Mo-Do Screening in den Auslagen; Fr 10 Uhr bis Sa 12 Uhr durchgehend geöffnet)

Mo-Do 15.-18. September, 17-20 Uhr: Nitsch-Ausstellung, Kunstraum Pohlhammer, Stadtplatz 29, 1. Stock

Sa, 20. September, 10:30 Uhr: Vernissage für Josef Schwaiger, Kunstraum Pohlhammer, Stadtplatz 29, 1. Stock


Infos

www.artweeksteyr.at